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Die Wahl der «richtigen» Linux Distribution ist immer ein heiß diskutiertes Thema, nicht nur für Umsteiger. Dabei ist es überhaupt nicht schwer: Man wähle eine der beliebtesten Desktop-Distribution von der Seite Distrowatch.com, denn dann macht man nichts verkehrt. So hat man eine Linux Version wofür dank der Verbreitung im Internet Hilfestellung vorhanden ist. Das ist ganz besonders wichtig wenn im persönlichen Umfeld kaum oder niemand Linux Hilfestellung leisten kann.

Vergleich: Die beliebtesten Linux Desktop Distributionen

Wir wagen trotz allem den direkten Vergleich denn optisch gibt es durchaus gravierende Unterschiede zwischen den verschiedensten Linux Varianten. Ich habe nachfolgend die Versionen herausgepickt, welche auch für die Wahl des aufgefrischten Laptops in Frage kamen.

  • Linux Mint: Die meist verwendete Linux Distribution der Welt auf heimischen PCs.
    Merkmal: Eher Windows (7) ähnlich. Das vermutlich hässlichste Standard-Hintergrundbild 😀 Seit Mint 18 nicht mal so unschön, der Hintergrund 🙂
  • Ubuntu: Die zweit meist genutzte Linux Version für den heimischen PC.
    Merkmal: Die Starter Icons befinden sich auf der linken Seite.
  • Elementary: Möchte schöner als Mac OSX sein, scheitert aber noch weil teilweise nicht ausgereift.
    Merkmal: Auf dem Desktop ist es nicht möglich, Icons zu platzieren.
  • Ubuntu Mate: Belebt den beliebten, aber 2010 eingestellten Desktop «Gnome 2» unter dem Namen «Mate» neu. Viele Linux’er mögen ihn erneut.
    Merkmal: Oben die Menüs, unten die aktiven Programme.
  • Zorin: Ist besonders optisch eine beliebte Windows-Alternative und genau das möchte Zorin sein.
    Merkmal: Ähnelt in der Aufmachung Windows 7.
  • OpenSuse Leap: OpenSuse gibt es bald nicht mehr wie bisher, sondern in zwei neuen Varianten. OpenSuse Leap wird der stabile Desktop-Nachfolger.
    Merkmal: OpenSuse ist besonders in deutschsprachigen Ländern sehr beliebt.

Die Qual der Wahl, oder warum ich nicht Mint wählte

Aktuell setzt gefühlt die halbe Linux-Welt auf Linux Mint, welches zwar auf Ubuntu basiert aber in seiner Standardausführung einen Windows ähnlichen Desktop mitbringt. Wer Mint benutzt, tut nichts Falsches. Andere Anwender hingegen mit einem Flair für Menüs auf der linken Seite dürften mit dem originalen Ubuntu ihre Freude haben. Wer eine Linux Distribution abseits des Mainstreams wählt muss sich darüber im Klaren sein, dass es weniger technische Hilfe im Internet gibt und Programme öfters Probleme machen können.

Aber: Wer es sich leisten kann – also Linux Supporter im Bekanntenkreis hat – der darf auch wählerisch sein. Wie ich 😀 Und so setze ich die Wahl der Linux Distribution für meine Mama vorwiegend anhand einer einzigen Frage:

«Welcher Desktop ist super einfach zu bedienen?»
(An welchem Desktop kann man sich nicht oder nur kaum verklicken?)

Hierbei fällt Mint schon aus dem Rennen: Die Menüs sind verschachtelt. Zudem stören mich die hässlich kleinen Icons in der Taskleiste, alleine diese Standardausführung ist für ältere Menschen nicht geeignet weil deutlich zu klein. Klar, kann man bei Mint größtenteils anpassen, aber wenn es etwas Feineres gibt ohne fummeliges modifizieren, wieso nicht gleich? Bei Windows 7 gibt es auch nur eine Einheitsgrösse der Taskleiste. Sie fühlt sich nicht zu klein und nicht zu gross an (zugegeben, Personen mit wirklich schlechter Sehstärke wählen dann doch eine tiefere Auflösung als die Native des Bildschirms). Wieso liefern viele Linux Distros zu kleine Taskbars als Standard aus?

Meine Wahl fiel auf die Linux Distribution Elementary (Ja, das ist wie erwartet typisch ich). Stopp! Liebe LeserInnen, tut es mir nicht gleich! Elementary in der heutigen Version 0.3 Freya mag schön aussehen, hat aber effektiv große Probleme in der «vermeintlich» einfachen Bedienung. Anders gesagt: Eben weil die Bedienung «so einfach» ist funktioniert einiges noch nicht wie es sollte. Manchmal fehlt ein gesuchter Knopf, manchmal ist mit Rechtsklick ist die erwünschte Option einfach nicht vorhanden. Öfters kommt das Gefühl auf, die mitgelieferten «einfachen» Standardprogramme sind noch nicht Massentauglich.

Das neue Linux einrichten

Die erwarteten Probleme bei der Wahl von Elementary als OS sind auch tatsächlich eingetreten. Wo genau, darüber werde ich die kommenden Tage berichten. Die Wahl der Programme ist auch interessant. Zudem finde ich es sehr spannend zu beobachten, wie „Otto-Normal Windows-User“ mit einem neuen System umgeht. Ich meine, solche Sachen wie wenn ein Doppelklick plötzlich die Datei doppelt öffnet… Oder das Scan Programm keine Drucken Funktion hat…

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Schroeffu

Der Autor ist Schweizer, verheiratet, war 7 Jahre in DE und nun allesamt zurück in die CH. Als Vater von inzwischen zwei Kindern stellt sich die Frage: Wann bekommen die Kids ein eigenes Linux Laptop? ;-D

17 Kommentare

tux. · 6. Januar 2016 um 07:53

„Man wähle eine der beliebtesten Desktop-Distribution von der Seite Distrowatch.com, denn dann macht man nichts verkehrt. “

Stimmt, denn dort wird auch das gute BSD empfohlen.

tux. · 6. Januar 2016 um 07:55

Übrigens: Die Distribution nach dem Desktop auswählen? Paketmanager sind dir bisher unbekannt?

„Merkmal: Die Starter Icons befinden sich auf der linken Seite“
Außer, man schiebt sie woanders hin.

Achjeh.

    Schroeffu · 6. Januar 2016 um 11:01

    Meines Wissens kann man das Unity Dock von Ubuntu ohne zusätzliche Tweaking-Pakete nicht verschieben. Mein Ziel war es, die gewünschte Oberfläche ohne Zusatzinstallationen zu bekommen.

Sebastian · 6. Januar 2016 um 10:02

@TUX das ist durchaus legitim die Distribution nach dem Desktop auszusuchen. Der Unterbau ist oft was bekanntes und nicht jeder Windowmanager in der darbietung ist im Paketmanager enthalten. Bestes Beispiel ist Elementary.

Fryboyter · 6. Januar 2016 um 10:52

„Man wähle eine der beliebtesten Desktop-Distribution von der Seite Distrowatch.com, denn dann macht man nichts verkehrt.“

Da bin ich nicht unbedingt gleicher Meinung. Die Top-100-Liste zeigt z. B. nur, wie oft die Übersichtsseite der jeweiligen Distribution bei Distrowatch angeklickt wurde. Somit finde ich diese Statistik ziemlich nichtssagend. Die Betreiber von Distrowatch sehen das übrigens ähnlich.

Struppi · 6. Januar 2016 um 11:08

Im ersten Teil hast du dir noch Gedanken über die Performance gemacht und jetzt hast du Ubuntu gewählt?
Das widerspricht sich, ubuntu frißt Resourcen gerade bei alten Rechnern. Ich habe bei einem ähnlichen Projekt (WinXP Umsteigerin auf älterem PC) mit Mint sehr gute Erfahrung gemacht, gerade auch wenn es um Hardware geht. Die Einrichtung eines neuen Druckers klappte auch fast. Und den hat sie ausgesucht ohne auf Linuxtauglichkeit zu prüfen.

Und man darf die Gewohnheiten auch nicht unterschätzen, eine Oberfläche die so damit bricht wie Unity, dürfte für eine WinXP Umsteigerin deutlich schwieriger sein, als Cinnamon – ich habe XFCE installiert.

    tux. · 6. Januar 2016 um 11:15

    Windows 8.1 ist auch sehr performant auf Rechnern, die bisher mit XP liefen. So isses ja nun nicht.

      Struppi · 6. Januar 2016 um 13:48

      Das mag sein, aber zum installieren von windows müsste man es sich erst mal kaufen, oder?

    Schroeffu · 6. Januar 2016 um 11:41

    Hallo Struppi,

    ich habe nicht Ubuntu sondern elementary gewählt. Der Desktop ist eine Eigenentwicklung namens Pantheon, welche alten undresourcenfressenden Ballast, den Gnome oder KDE mitbringen würde, abwirft. Die Oberfläche ist im Vergleich zu Gnome 3, Untiy oder KDE deutlich schneller, ähnlich XFCE.

    Nebst der schnellen Oberfläche verbraucht so ein System im Normalen Office-Betrieb 1,2 GB Memory, dann hat man noch 800 MB für unzählige Tabs beim Surfen frei 🙂

      Struppi · 6. Januar 2016 um 13:50

      Seh grad, da habe ich wohl nicht bis zum Ende gelesen 🙂

Christoph · 6. Januar 2016 um 15:34

Hey,

ich weiß, es ist Eigenwerbung, aber vielleicht kann mein Distrochooser (http://distrochooser.de) bei solchen Entscheidungen helfen 😉

Gruß,
Christoph

Isabel · 16. März 2016 um 10:34

Hallo Schroeffu,

genau hier bin ich jetzt auch, welche Distribution nehme ich? Nachdem ich wochenlang gelesen habe, ist meine Wahl auf elementary OS gefallen, das ich gestern runtergeladen habe. Nein, die Installation habe ich noch nicht vorgenommen. Einen Versuch scheint es mir aber wert. Schaun wir mal!??

Sind denn seit Januar schon Bugs behoben worden? Wenn ja, welche?

Die Wartung von dem zu fett gewordenen Windows nimmt zu viel Zeit in Anspruch und möchte nun unbedingt auf ein leichteres Betriebssystem umsteigen, das nur eine Funktion erfüllen soll, als Plattform für alle anderen Anwendungen da zu sein. Ich bin kein Gamer und brauche „nur“ surfen, Fotos bearbeiten, verwalten, e-mail und office Anwendungen. Mein bisheriger Browser läuft auch auf Linux, nämlich Opera, mit Libre Office komme ich gut klar und der VCL Player macht wohl auch dort seine Arbeit und mein Drucker soll auch laufen.

Ich freue mich, den Blog gefunden zu haben.

Herzlichst, Isabel

    Schroeffu · 17. März 2016 um 15:06

    Hallo Isabel,

    Die Wahl zwischen ElementaryOS und Mint ist schon etwas.. aussergewöhnlich schwierig. ElementaryOS will viel einfacher sein, aber genau deswegen ist es manchmal schwerer als Mint. Es fehlt z.B. eine Option Rechtsklick -> Datei senden per eMail. Die gibt es zwar, aber nur mit dem Geary-Mailclient. Nicht mit Thunderbird, oder Evolution. Ja und da hat man nun die Schei… weil bei Mint geht das einfacher 🙂 Ich würde sagen, wer den Willen hat bei Problemen ein paar Minütchen zu investieren, der kann ElementaryOS ausprobieren. Wenn man mit den Problemchen zu Gange kommt, wird man begeistert sein. Bleiben zu viele Problemchen ungelöst, ist man enttäuscht.

    Hierbei ein Tipp: Das ElementaryOS-StackExchange Frage-und-Antwort Spiel benutzen: http://elementaryos.stackexchange.com/ << dort ist auch die Suche sehr gut, einfach nach dem Programmnamen suchen das Problemem macht, und meistens findet man schon genau diesen Problembeschrieb mit entsprechenden Lösungen dazu. Diese Seite ist inzwischen #1 für Problemlösungen bei ElementaryOS. Für alle Anderen, die keinen Bock haben je einmal überhaupt Zeit zu investieren um ein Problem zu lösen ("Applications - Menü öffnet sich plötzlich nicht mehr" oder "Elementary startet nach Sleep-Modus nicht mehr korrekt"), sollte eher zu Mint greifen. Am Besten wäre es, jemand in der Bekanntschaft mag Linux und hilft bei Problemen mit. Ist ja bei Windows nicht anders: Weiss Gott wie viele Anfragen ich früher bekam, um irgend einen Windows-Problem zu lösen ;-))) Btw: Der inoffizielle Nachfolger von Opera ist "Vivaldi", gibts auch auf Linux in Beta 3. Habe ihn kürzlich ausprobiert, ist genial anders. In der Beta fehlen mir noch einige Optionen, aber der könnte echt gut werden 🙂

Isabel · 21. März 2016 um 10:45

Hallo Schroeffu,

herzlichen Dank für Deine schnelle und ausführliche Rückmeldung. Du hast es auf den Punkt gebracht und ich war so neugierig, daß ich am Wochenende Elementary OS ausprobiert habe. Mir gefällt die Oberfläche ausgesprochen gut und stimme Dir zu, daß mich dieser Ausflug gleichermaßen begeistert und zur Verzweiflung gebracht hat.

Als absoluter Neuling in der Linux-Welt werde ich bis zur nächsten Version von Elementary OS wohl doch erst einmal mit dem verschachtelten Mint arbeiten und immer, wenn es meine Zeit zuläßt an den anderen Rechner gehen, um das Elementary OS kennenzulernen.

Die Zeit, die ich seit Oktober mit der Pflege meines jetzigen Betriebssystems verbringe, sozusagen zugepatched bis zum geht nicht mehr, kann ich sicherlich besser verwenden, als Updates zu sortieren, auszublenden, ggf. zu löschen und Ausflüge in die Registry zu unternehmen, nur um nicht ein OS aufgedrückt zu bekommen, daß ich auf gar keinen Fall haben möchte.

Was Vivaldi betrifft, bin ich ganz bei Dir. Der Browser ist seit etwa einem Monat auf meinem System.

Schau mal, auch in meinem Land (Spanien) gibt es einen Blog, der sehr übersichtlich und hilfreich gestaltet ist.

http://zonaelementaryos.com/page/2/

Bisher hatte ich keine Freunde oder Bekannte, die sich mit Linux beschäftigen, aber ich kann Dir sagen, daß, wenn man sich erst einmal damit beschäftigt, sich der Kreis schnell vergrößert hat.

Herzliche Grüße, Isabel

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